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Das Simsseeschutz-Projekt

Das Thema „Simsseeschutz“ wurde seit 1997 diskutiert, als bekannt wurde, dass Nährstoffeinträge die Badequalität des Simssees bedrohten. Eine Studie des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim ergab, dass einerseits Erosion von Ackerflächen, andererseits Oberflächenabschwemmungen des Grünlandes die auslösenden Faktoren waren. Vertreter aus dem ganzen Landkreis – Landrat, Abwasserzweckverband, Gesundheitsamt, Wasserwirtschaftsamt, Landwirtschaftsamt, Untere Naturschutzbehörde, Gemeinden, Obmänner des Bayerischen Bauernverbandes und der Seebesitzerverband – setzten sich daraufhin an einen Tisch, um Lösungen für den Schutz des Badegewässers zu finden.

In der Folge hat sich der Abwasserzweckverband als freiwillige Aufgabe das Ziel gesetzt, die Wasserqualität des Simssees zu verbessern. Hierfür stehen seit 2003 jeweils 30.000 €/Jahr zur Verfügung.

Innerhalb der fünf AZV-Gemeinden liegen rund 3.000 ha Grünland- und Ackerflächen. Zu Beginn wurde die Arbeit auf das Modellgebiet Riedering begrenzt. Ausgehend von Erfahrungen in dieser Gemeinde sollte der Gewässerschutz in einer späteren Phase flächendeckend ausgebaut werden. Das beauftragte Planungsbüro Ecozept aus Freising konzentrierte sich zunächst auf zwei entscheidende Faktoren: Zum einen war es wichtig, den Phosphateintrag zu reduzieren, zum anderen galt es, den Gehalt an Indikatorkeimen für die Badegewässerqualität (z. B. in erster Linie E.Coli), die aus organischer Düngung in den See gelangten, zu senken.

Die dafür geeigneten Maßnahmen wurden zusammen mit einer Arbeitsgruppe bestehend aus Gemeinde, Behörden und Obmännern des BBV erarbeitet und in einem Agrarprogramm zusammengefasst.

Darin sind verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung des Phosphateintrags wie zum Beispiel der Anbau von Zwischenfrüchten auf Ackerflächen, die Untersaat von Gräsern auf Maisfeldern oder die Einhaltung von Düngeabständen in Grabennähe enthalten. Gleichzeitig wurde im Agrarprogramm ein Solidarbeitrag der Landwirte definiert, in dem es um die Einhaltung von genauen Mengen-, Zeit- und Verdünnungsvorgaben bei der organischen Düngung geht.

Für die Bewertung eines Badegewässers hinsichtlich seiner Qualität spielen die Gehalte an Indikatorenkeimen während der Badesaison eine ausschlaggebende Rolle. Da es immer wieder zu Leitwertüberschreitungen kam, wurde von den Projektverantwortlichen ebenfalls an der Reduzierung von Keimeinträgen gearbeitet. Dazu war es einerseits wichtig, unsachgemäße Entwässerungen umgehend zu unterbinden und zum anderen die Quellen für Einträge ausfindig zu machen. Über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren entnahmen die Experten an Drainageausläufen zweiwöchentlich Wasserproben und stellten fest: Es zeigte sich ein klarer Zusammenhang zwischen schlechter Witterung und vohergehender organischer Düngung beim Gehalt an Keimen in Drainageausläufen.

Ab dem Jahr 2010 wurde die Beratungsarbeit zum Schutz des Sees vor Phosphor- und Keimeinträgen auch auf die anderen vier Zweckverbandsgemeinden Bad Endorf, Prutting, Söchtenau und Stephanskirchen ausgedehnt. Auch Landwirte in diesen Gemeinden werden seitdem anhand der im Modellgebiet entwickelten Maßnahmen beraten, wie sie am effektivsten zur Minderung der Belastung des Sees mit Phosphor und Keimen beitragen können.

Dieses Projekt ist eine Aufgabe, die ihren Erfolg durch viele „kleine Schritte“ auszeichnet. All das Erreichte wäre ohne die aktive Mitarbeit der Landwirte nicht möglich. Die Vorschläge, die diese „Fachkräfte“ vor Ort einbringen, werden durch das Büro Ecozept in Absprache mit dem Zweckverband umgesetzt. Durch den Anbau von Zwischenfrüchten, die Einsaat von Untersaaten im Mais, die Ansaat von Mais quer zur Hangrichtung und weitere Maßnahmen konnte die Gefahr von Phosphoreinträgen gesenkt werden. Der Umfang an Ackerflächen mit Zwischenfrüchten und Untersaaten ist im Lauf der letzten Jahre angestiegen, so dass im Winter 2019/20 immerhin 90 % der Ackerflächen im Einzugsgebiet innerhalb der Zweckverbandsgemeinden bewachsen waren.

Neben der Beratung der Landwirte bemüht sich der Abwasserzweckverband auch um die Reduzierung von Zuflüssen und Gullys im Einzugsgebiet des Sees.

Mit einer Informationsversammlung im Herbst 2021 wurde die Basis gelegt für die Ausdehnung des Projektes auf die drei Gemeinden. Diese erfolgte dann mit einer Informationsversammlung für die betroffenen Landwirte im März 2022 im König-Ludwig-Saal in Prien und den folgenden Beschlüssen in den Gemeinden, das Projekt finanziell zu unterstützen.

Gelungene Zwischenfrucht auf einem Acker bei Bad Endorf

Feldbegehung mit Landwirten

Untersaaten im Mais

KLIMAWANDEL BRINGT NEUE HERAUSFORDERUNGEN FÜR DEN GEWÄSSERSCHONENDEN MAISANBAU

Der Regensimulator bestätigt, dass das Mulchsaatverfahren auf hängigen Flächen bei Mais ein wichtiger Baustein zum Erosionsschutz und somit für den Schutz der heimischen Gewässer ist.

Pelham /Alteiselfing – Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Rosenheim lud zum Feldtag gewässerschonender Maisanbau auf den beiden Demonstrationsbetrieben für Gewässerschutz Josef Linner (Pelham) und Sebastian und Martin Fischer (Alteiselfing) ein. Dabei konnten sich rund 60 Landwirte und Interessierte überzeugen, wie das Mulchsaatverfahren im Mais auch bei extremen Witterungsverhältnissen funktionieren kann. Beide Betriebe haben in Zusammenarbeit mit dem AELF Rosenheim verschiedene winterharte Zwischenfruchtmischungen angebaut und diese im Frühjahr ohne den Einsatz des Pfluges eingearbeitet. Weiter wurde in die Versuchsfläche von Josef Linner kurz vor Reihenschluss des Maises eine Untersaat aus Weidelgras, Klee, Wicken und Erbsen eingesät. Das Verfahren und die Technik wurden ebenfalls am Feldtag diskutiert.

Schwierige Startbedingungen für eine Mulchsaat bei Mais im Frühjahr 2023 Normalerweise wird der Mais im Landkreis Rosenheim Ende April bis Mitte Mai auf den Äckern bestellt. Aber nicht in diesem Jahr. Durch die kühle und außergewöhnlich nasse Witterung im April und Mai verzögerte sich die Maisaussaat teilweise bis Ende Mai, insbesondere bei Mulchsaatflächen, da diese in der Regel weniger schnell abtrocknen und sich langsamer erwärmen als die Pflugvariante. Auf das nasse und kalte Frühjahr folgte eine sehr niederschlagsarme und windige Witterung im Juni, welche den Oberboden sehr schnell austrocknen ließ und den Feldaufgang im Mais stellenweise erheblich beeinträchtigte. Trotz dieser widrigen Umstände für den „Pfluglos-Maisanbau“ konnte in den Praxisversuchen am Betrieb Linner und Fischer gezeigt werden, dass sich auch dieser Mais – in Mulchsaat bestellt – sehr gut entwickelte. Entscheidend war in diesem Jahr vor allem ausreichend Geduld bei der sorgfältigen Einarbeitung der Zwischenfrüchte, sowie eine Aussaat unter trockenen Bodenbedingungen, um Bodenverdichtungen beim Befahren durch schwere Maschinen zu verhindern. Eine Aussaat unter zu feuchten Bedingungen wurde mit einer Bodenverkrustung, die der Maiskeimling teilweise nicht durchbrechen konnte, bestraft.

Regensimulator beweist: Pflugverzicht im Frühjahr schützt vor Erosionsereignissen Auf dem Betrieb Fischer wurde der Regensimulator, der Landesanstalt für Landwirtschaft, vorgeführt. Dieser zeigt praxisnah, wie sich Starkregenereignisse auf unterschiedlich bewirtschafteten Böden auswirken. Hierzu wurden aus den Praxisversuchen mehrere Bodenprofile mit unterschiedlichen Bodenbearbeitungsverfahren vor Mais ausgestochen und ein Starkregenereignis von 55 Litern je Quadratmeter simuliert (siehe Foto). Es zeigte sich, dass bei der Variante mit Pflugeinsatz im Frühjahr vor Mais innerhalb kürzester Zeit die Oberfläche verschlämmte, das Wasser oberflächig abfloss und im oberen Messbecher samt der anhaftenden Erde landete. Bei den Mulchsaatverfahren mit den Bodenbearbeitungsvarianten Spatenfräse und Celli Fräse konnte das Wasser als Sickerwasser in den Boden infiltrieren und floss nicht oberflächig ab. Damit kann effektiv, insbesondere auf hängigen Flächen, der Nährstoffaustrag aus den landwirtschaftlichen Flächen und der Nährstoffeintrag in die Oberflächengewässer verhindert werden.
Entscheidend für einen gewässerschonenden Maisanbau ist, wie der Name Mulchsaatverfahren bereits verrät, dass eine gewisse Bodenbedeckung durch eine Mulchauflage mit organischem Rest der Zwischenfrüchte nach der Maisaussaat erhalten bleibt.

Josef Linner stellt den Teilnehmern am Feldtag seinen Praxisversuch vor

Regensimulator Ergebnis nach 55 l/m² simulierten Regenereignis, Mulchsaatverfahren Spatenfräse und Celli Fräse kein Oberflächenabfluss/ Erosionsereignis